Ende Februar 2022, es ist ein sonniger, aber doch recht eisiger Tag. Wir haben uns aufgemacht in die Pfalz. Genau genommen zum Weingut Gies-Düppel in Birkweiler. Morgens um 9.30 Uhr fahren wir in den Hof, der etwas höher gelegen ist als der Rest des Ortes und eine wunderbare Aussicht bietet. Tanja Gies wartet bereits auf uns und lässt uns in den großzügigen Verkostungsraum mit großer Glasfront. Volker Gies kommt ebenfalls mit dazu und nach einer sehr herzlichen Begrüßung steigen wir direkt ins Thema ein.
Wie lief er denn, der Jahrgang 2021, es war immerhin kein einfaches Jahr? Es wurde viel gekämpft. Eigentlich um jede einzelne Traube, beschreibt es Volker Gies. Er führt seit 1999 den Betrieb, der bereits fünf Generationen in Familienbesitz ist. Ihr großer Vorteil sei dabei vor allem die Vielfalt gewesen. Und die gibt es beim Weingut Gies-Düppel in vielerlei Hinsicht. Zum einen haben sie ein recht breites Rebsortenspektrum, zum anderen aber auch ganz unterschiedliche Weinberge, die sich sowohl in den Böden, als auch im Mikroklima deutlich voneinander unterscheiden. Diese Vielfalt ist durch die Bruchschollentektonik möglich, die vor ca. 220 Mio. Jahren einen Graben in Form eines Tals gebildet hat. Ähnlich wie bei Plattenbewegungen entstehen hier in kleinerem Maße Verschiebungen (z.B. durch vulkanische Aktivität). In diesem Fall wurden die Schollen weiter zusammen geschoben und so kamen auch ältere Gesteinsschichten an die Oberfläche. In den Weinbergen von Tanja und Volker Gies sind das gleich fünf verschiedene: Schiefer, Granit, Gneis, roter Tonstein und Kalkstein. Oft auch in Form von verwitterndem Sedimentgestein (Rotliegendes).
Und welche Rebsorte könnte diese Terroirs besser widerspiegeln als der Riesling. Er steht hier im Weingut mit einem Anteil von knapp 40 % klar im Fokus. Und das über alle Qualitätsstufen hinweg. Bei der Verkostung kommen beide ins Schwärmen. All die Facetten und Eigenheiten sind es, die sie gerne mögen.
Wir probieren den Riesling 360°, der mit einer Restsüße von 14 Gramm aufwartet und den Wein somit sehr zugänglich macht. Ein Riesling, der vor allem auch Gaumen zusagt, die sonst von der Säure des Rieslings eher abgeschreckt sind. Um die Säure im kühlen Jahrgang 2021 besser in den Griff zu bekommen, hat Volker Gies die Weißweine vermehrt auch den biologischen Säureabbau durchmachen lassen. Somit reduziert sich der Säureanteil insgesamt und sie ist auch etwas weicher in der Wahrnehmung.
Dann geht es weiter mit den Ortsweinen. Der Unterschied zwischen dem fruchtigen Schieferriesling und dem eher würzigen Riesling vom Gneis (beide trocken ausgebaut) machen schon jetzt Lust auf mehr! In dieser Qualitätsstufe wird übrigens noch ganz bewusst auf Lagenbezeichnungen verzichtet und klar die Böden in den Vordergrund gestellt. Erst bei den Top-Weinen finden sich diese dann. Die bekannteste Lage ist sicher der Birkweiler Kastanienbusch. Das schiefergeprägte rotliegende Sedimentgestein bringt einen fruchtig-mineralischen Wein mit einem Hauch von Feuerstein hervor. Noch ein kleines bisschen besser hat uns aber der Riesling Albersweiler Latt gefallen. Dieser ist vom Buntsandstein geprägt und wartet mit feinen Würznoten auf, ergänzt von Limette und Mandarine. Es ist auch der Lieblingswein des Winzerehepaars!
Und was gibt es jetzt neben den Rieslingen noch zu entdecken? So einiges! Das Sortiment umfasst Weiß- und Grauburgunder, Spätburgunder sowie verschiedene Aromarebsorten wie Scheurebe, Sauvignon Blanc, Muskateller und Viognier.
Die große Stärke von Tanja und Volker ist, dass sie in ihrem Sortiment keine Schwächen zeigen.
Die Weißweine werden überwiegend im Edelstahltank oder auch in großen Holzfässern ausgebaut, die Rotweine im Barrique. Wobei es sich hier meist um größere Fässer handelt, damit das Holz nicht zu dominant ist.
Der Stil vom Weingut Gies-Düppel ist saftig und in der Aromatik fruchtbetont, wobei die Rebsortentypizität klar und präzise herausgearbeitet wird. Sie sind zugänglich und insbesondere die Lagenweine bringen ein schönes Reifepotenzial mit sich.
In den letzten Jahren haben sich auch die Burgundersorten, allen voran der Weißburgunder Mandelberg, einen Platz in die erste Reihe erkämpft. Mit seiner Intensität und Fülle, seinem Schmelz und der Länge, bietet er einen schönen Kontrast zu den Rieslingen.
Während wir uns noch weiter in die einzelnen Weine vertiefen, fachsimpeln wir noch etwas über die Arbeit im Weinberg. Hier wird ohne Herbizide gearbeitet, es werden Stroh, Hackschnitzel und Begrünung als Verdunstungs- und Errosionsschutz eingesetzt. Zudem nutzt Volker Gies einen sanften Rebschnitt, der größere Wunden am Rebstock vermeidet und so besser Krankheiten vorbeugt und den Saftfluss verbessert. Die steileren Lagen bieten durch die abfallenden Hänge eine bessere Durchlüftung, was im vergangenen Weinjahr ebenfalls von Vorteil war. So waren sie schneller abgetrocknet und die Trauben weniger anfällig für Pilzkrankheiten wie dem falschen Mehltau.
Wir treten raus auf die großzügige Terrasse, denn von dort bietet sich ein wunderbarer Blick auf die verschiedenen Weinlagen. Ein wunderbarer Besuch, den wir Ihnen (sollten Sie mal in der Nähe sein) nur wärmstens empfehlen können! Den Facettenreichtum ins Glas können Sie sich aber natürlich auch direkt nach Hause holen. Hier gehts zu den Weinen.