Anbau bezeichnet die Vielzahl unterschiedlicher Formen und Methoden der Bewirtschaftung von Weinbergen. Die Bandbreite reicht von den strengen Regeln der Biodynamie bis zum konventionellen Anbau, bei dem alle zulässigen Mittel und Methoden eingesetzt werden können.
naturnah
Naturnaher Anbau bezeichnet die möglichst biologische Bewirtschaftung der Weinberge. Eine Verpflichtung, biologisch zu arbeiten, gibt es nicht. Manche Winzer arbeiten weitgehend biologisch, vertreten aber die Meinung, dass sie mit dem geringstmögliche Einsatz für den Bioweinbau nicht zugelassener Mittel sehr gute und nachhaltige Ergebnisse erzielen. So verlangt z. B. das nachhaltige Fair and Green Konzept keine Biozertifikation der Mitglieder.
biologisch
Als biologisch zertifizierter Betrieb befolgt man das Regelwerk des entsprechenden Verbandes und kommt im Weinberg und Keller nur mit den vom Verband zugelassenen Mittel aus. Dies impliziert den Verzicht auf Pestizide, Herbizide, Fungizide oder Kunstdünger.
Verwendet werden Pflanzenschutzmittel, die pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder mineralischen Ursprungs sind. Die Richtlinien und Anforderungen der Bioverbände im Weinbau sind teils unterschiedlich. Die gängigsten sind: EU-Bioverordnung, Ecovin, Bioland, Naturland und Agriculture Biologique in Frankreich
biologisch (nicht zertifiziert)
Manche Winzer arbeiten biologisch und lassen sich dennoch nicht zertifizieren. Mache scheuen aufgrund ihrer kleinen Produktion den Aufwand eines Zertifizierungsprozesses, andere möchten sich bei besonders seltenen und schwierigen Witterungsverläufen die Option offen halten, Mittel einzusetzen, welche bei Bio-Verbänden nicht zugelassen sind. Ziel ist es, Ernteausfälle einzudämmen, die z. B. durch den extremen Befall von Pilzerkrankungen drohen. Insgesamt können die Gründe vielfältig sein, sich nicht zertifizieren zu lassen.
Winzer und Weine, welche wir als „biologisch (nicht zertifiziert)“ kennzeichnen, arbeiten aus unserer Einschätzung fast ausschließlich biologisch.
biodynamisch
Biodynamischer Weinbau vereint die Aspekte des biologischen Weinbaus mit den Lehren von Rudolf Steiner, einem österreichischen Anthroposophen. In ihr ist der Weinberg ein natürliches System, in dem Krankheiten auftreten, wenn das natürliche Gleichgewicht gestört wird. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von Kunstdünger geschehen. Im biodynamischen Weinbau werden Techniken, wie die Ausrichtung der Arbeit im Weinberg nach dem Mondkalender oder die ausschließliche Verwendung natürlicher und teils homöopathischer Präparate zur Stärkung der Pflanzen genutzt. Die wichtigsten Verbände, die biodynamisches Arbeiten im Weinbau zertifizieren sind: Demeter, Biodyvin und Respect.
biodynamisch (nicht zertifiziert)
Der Winzer folgt den Richtlinien des biodynamischen Weinbaus, lässt dies aber explizit nicht zertifizieren. Die Gründe hierfür können vielfältig sein, z. B. Kostenaspekte oder es können gewisse Anforderungen eines speziellen Siegels nicht in gewünschter Weise umgesetzt werden.
konventionell
Bei dieser Form des Weinbaus stehen technische und wirtschaftliche Effizienz im Fokus der Produktion. Kunstdünger, Pestizide, Fungizide und Herbizide kommen zur Steigerung des Ertrags und Bekämpfung von Schädlingen und Rebkrankheiten zum Einsatz.
Aus unserer Sicht ist dies eine überholte Form der Bewirtschaftung mit unzureichender Rücksicht auf Umwelt und Mensch. Wirklich charakterreiche und hochklassige Weine sind zudem bei konventionell arbeitenden Winzern kaum zu finden.
HVE (Haute Valeur Environnementale)
Das staatliche französische HVE-System hat zum Ziel, das natürliche Ökosystem zu erhalten und die Belastung der Umwelt (Boden, Wasser, Biodiversität usw.) auf ein Minimum zu reduzieren. Im Fokus stehen die Biodiversität innerhalb des Weinbergs, umweltfreundliche Praktiken, Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und eine umweltverträgliche Wasserwirtschaft im Weinberg und Keller.
Eine biologische Zertifizierung wie bei den wichtigen Verbänden stellt HVE nicht dar. Doch ist das System ein großer Schritt in Richtung nachhaltiger Weinbau.
Viticulture Durable en Champagne (VDC)
Die staatlich anerkannte VDC-Zertifizierung ist auf die Winzer der Champagne zugeschnitten. Die Ähnlichkeit zum HVE-System ist groß, die Maßnahmen und Verpflichtungen bei VDC gehen noch etwas weiter. Viele Winzer sind von beiden Stellen zertifiziert. In 2030 sollen alle Betriebe der Champagne zertifiziert sein.